Der “Palast der Vernunft” von Padua, auf italienisch Palazzo della Ragione di Padova, ist einer der wichtigsten Zeugen der Zeit während der Freien Kommunen. Er steht in der Stadtmitte seit fast 800 Jahren und wird von den Paduanern einfach nur der „Salòn“ genannt. Das aus guten Grund: die Halle unter dem Dach, welche ein auf den Kopf gestelltes Schiff zu sein scheint, ist der größte Salon Europas: 82 Meter Länge x 27 Meter Breite und mit 27 Metern Innenhöhe! Von Außen scheint dieses Gebäude ebenfalls sehr interessant mit seinen unzähligen Arkaden.
Von der Piazza delle Erbe aus besteige ich die Treppen und bleibe ohne Worte als ich den Salòn betrete. Hier ist die gesamte Stadt von Padua vereint, könnte man sagen. Ich meine den Geist als Freie Kommune, als Stadt der Frömmigkeit, der Wissenschaft und der Kunst. Die riesige Halle überschreitet alle meine Vorstellungen. Ursprünglich soll ich auch hier die Fresken von Giotto bewundern, die sind aber leider nach einem Brand verloren gegangen. Neue Freseken wurden von Miretto und da Ferraro gemalt. Diese wirken suggestiv, die erste astrologischen Darstellungen der Renaissancezeit mit den 12 Sternzeichen und all ihren Attributen in jedem Sinn.
Es ist eben Mittag und ich werde von dem Licht geblendet, das in einem langen Streifen auf den Fussboden fällt. Ich schaue in die Richtung, wo er herkommt und sehe, dass der Lichtstreifen durch die Wand kommt. Aber wie! Durch den Mund der Sonne! Ein unglaubliches Lichtspiel. Dies muss die südliche Mauer sein. Immer noch sehe ich das enorme Holzpferd vor mir, das vor Jahrhunderten für ein Karussell errichtet wurde.
Was mich am meisten beeindruckt, ist der schwarze, sitzförmige „Stein der Strafe“. Auch Vituperio Stein, aus dem Italienischen "Pietra di Vituperio", der im Jahr 1231 auf Verlangen des Heiligen Antonius hierhin gestellt wurde, Es gibt ein Dokument aus dem Jahr 1261, welches darüber berichtet, dass die zahlungsunfähigen Schuldner sich hier bis auf die Unterwäsche ausziehen mussten, sich drei Mal auf diesen Stein setzen und dabei folgendeswiederholen mussten: „cedo bonis“ (ich überlasse all mein Hab und Gut). Ich stelle mir vor wie die armen Teufel, die nichts hatten, hier von und vor der ganzen Stadt erniedrigt wurden.
Vielleicht wäre es keine schlechte Idee, wenn jede Stadt diese Praxis wieder einführen würde, gegen diejenigen, die ihren Reichtum und ihre Macht aufgrund von Betrug und auf Kosten von den „kleinen Menschen“ erreicht haben. Ich hätte bereits einige Kandidaten für die erste Show...